Maße, Formen und Größen von Weinflaschen

Wenn Sie durch die Weinregale eines gut sortierten Supermarktes oder eines Fachgeschäftes schlendern bzw. sich in den vielen Online Shops für Wein umschauen, werden Sie feststellen, dass es zahlreiche unterschiedliche Flaschenformen und -größen gibt. Teilweise handelt es sich dabei um modische Formen, mit denen manche Erzeuger sich von der Konkurrenz abheben wollen.
Die gängigsten Flaschenformen können aber auf eine lange Tradition zurückblicken und sind zum Teil das Markenzeichen einer bestimmten Weinbauregion geworden. Wir wollen Ihnen in diesem Artikel einen Überblick über die wichtigsten Maße, Formen und auch Größen geben.
Eine Norm, viel Gestaltungsfreiheit
Wenn man an die Maße einer Weinflasche Kategorien aus der Model-Welt anlegen will, kommt an schnell auf ein Idealmaß von 63-49-179 in einem meist braunen, grünen oder glasklaren Gewand – die Bordeauxflasche. Diese wird aber nicht nur in dieser französischen Region verwendet, sondern hat ihren Weg in nahezu sämtliche Weinanbaugebiete der Welt gefunden. Ähnliches gilt für andere Klassiker wie die Burgunder- und die Riesling- bzw. Schlegelflasche.
Verbindliche Regelungen für die Abmessungen und die Gestaltung von Weinflaschen gibt es so gut wie gar nicht. Einzig die Füllmenge ist seit 1977 innerhalb der Europäischen Union genormt: Sie muss bei der Standardgröße 0,75 l umfassen. Ansonsten hat jeder Winzer die freie Wahl, wie seine Flasche aussehen soll.
Die meisten wählen aber trotzdem gängige Formen, denn erstens sind diese in der Produktion preiswerter als extravagante Kreationen, zweitens lassen sich die bewährten Flaschen in der Regel vernünftig und ohne großen Aufwand liegend lagern.
Es gibt aber noch weitere Gewohnheiten. Der Verbraucher ist geprägt von gewissen Kombinationen. Abweichungen davon würden ihn verwirren und hätten am Markt wahrscheinlich keinen Erfolg. So verbinden wir eine hohe, schlanke Flasche mit einem leichten, meist weißen oder roséfarbenen Tropfen, eine gedrungene Flasche mit dickerer Glashülle eher mit einem schweren kräftigen Wein. Von der Flaschenform lässt sich nach vorherrschender Meinung also auf den Charakter des Inhalts schließen.
Kein Mensch käme auf die Idee, dass in einer Rieslingflasche ein großer roter Bordeauxwein abgefüllt sein könnte. Auch die Glasfarbe spielt eine Rolle. Weiß- und Roséweine kommen meist in klaren und grünen Flaschen daher, rote hingegen in grünen oder braunen. Wobei auch zu beachten ist, dass lagerfähige Weine in dunklen Flaschen besser aufgehoben sind, denn der Einfluss von Licht würde die langsame Reifung verhindern.
Durchmesser, Höhe, Gewicht einer Standardweinflasche
Auch in diesen Kategorien sind die Werte fließend. Der Durchmesser von Bordeaux- und Burgunderflaschen liegt zwischen etwa 78 mm und 90 mm. Bei den schlankeren Schlegelflaschen beträgt er ungefähr zwischen 60 mm und 82 mm. In der Höhe gibt es folglich ebenfalls Unterschiede.
Je schlanker eine Flasche ist, um so höher muss sie sein, damit die Füllmenge von 0,75 l gewährleistet werden kann. Bordeaux- und Burgundergefäße sind zwischen 300 mm und 320 mm hoch, Schlegelflaschen hingegen bis zu 375 mm.
Das Gewicht einer Weinflasche hängt von der Dicke des Glases und der Tiefe der Bodenwölbung ab. Hier schwanken die Zahlen zwischen 400 g und 750 g. Champagnerflaschen sind noch schwerer. Sie benötigen dickeres Glas, damit sie unter dem Innendruck nicht bersten. Addiert man Flaschengewicht und Inhalt, kommt man auf ein Durchschnittsgewicht von etwa 1.300 g für eine Standardflasche.
Klassische Flaschenformen
Die gängigsten heute erhältlichen Flaschenformen beruhen auf zum Teil jahrhundertealten Traditionen. Sie haben sich bewährt und dementsprechend durchgesetzt, so dass wesentliche Änderungen kaum zu erwarten sind.
Große Hersteller von Flaschen bieten zwar viele Variationen einer Gattung an – für Bordeaux teilweise 20 und mehr – diese sind aber auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden. Auf die köstlichen Inhalte haben die unterschiedlichen Varianten keinen Einfluss.
Bordeauxflasche
Sie gehört zu den Klassikern unter den Weinflaschenformen und ist leicht an ihren „Schultern“ zu erkennen. Ihr Boden ist nach innen gewölbt, um zu verhindern, dass beim Einschenken oder Dekantieren eventuell vorhandene Ablagerungen aufgewirbelt werden und sich mit dem Rest des Weins vermischen.
In diese Form werden die Cuvées aus Bordeaux abgefüllt, aber auch traubenreine Sorten wie Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc, Merlot, Syrah, Semillion und viele andere Tropfen, zum Beispiel italienische Weine.
Burgunderflasche
De Burgunderform ist fast so weit verbreitet wie die Bordeauxflasche. Sie fällt vom Hals an flacher ab, hat also keine Schultern, und die Wölbung des Bodens ist schwächer ausgeprägt.
Abgefüllt werden in diese Flaschen alle roten und weißen Burgunderweine, Chardonnay, Beaujolais, Weine von der Rhône (etwas breitere Form) und der Loire. In Italien wird sie zum Beispiel für Barolo, in Deutschland für Grau- und Spätburgunder eingesetzt.
Schlegelflasche
Die flötenförmige Schlegelflasche ist typisch für deutsche Weine wie den Riesling. Sie ist schlanker als die Burgunderform und länger als die meisten anderen Weinflaschen.
Der Boden hat nur eine ganz leichte Wölbung. Ihre Form ist zudem typisch für Tropfen aus dem Elsass (Gewürztraminer), Österriech und der Schweiz.
Bocksbeutel
Der Bocksbeutel ist in Deutschland seit mehr als 250 Jahren das Markenzeichen für Weine gehobener Qualität aus Franken. Verwendet wird er aber bereits seit dem frühen Mittelalter.
Die flache Form geht zurück auf frühere Feldflaschen, die einfacher am Körper getragen werden konnten als runde. Ihr Nachteil ist, dass sie sich nicht so einfach liegend lagern lassen. Die gleiche Form wird auch für zahlreiche portugiesische Weine gebraucht.
Sachsenkeule
Ihre Form ähnelt einer Keule und wurde in den 1930er Jahren in Sachsen eingeführt, um ein ähnliches Markenzeichen zu entwickeln, wie es der Bocksbeutel für Franken ist. Nach der Wende kam sie ab etwa 1990 wieder zu einem vermehrten Absatz, allerdings nur mit mäßigem Erfolg, denn auch sie macht Probleme bei der Lagerung.
Fiasco, die Korbflasche
Für ältere Generationen war sie das Symbol schlechthin für italienisches Landleben und wurde in den 1970er Jahren gerne als Halter für Tropfkerzen genutzt – selbstverständlich nachdem sie ausgetrunken war.
Sie entwickelte sich seit dem späten Mittelalter in Anlehnung an die zuvor genutzten Tonfässer, wobei die Ummantelung aus Stroh vor Glasbruch schützen sollte. Italienische Qualitätswinzer lassen heute die Finger davon und füllen ihre Weine lieber in Bordeaux- und andere Flaschenformen ab, deshalb verschwindet der Fiasco allmählich.
Champagnerflasche
Die Champagnerflasche geht wahrscheinlich auf den Mönch Dom Pérignon zurück, der maßgeblich an der Entwicklung der bis heute gültigen Methode zur Schaumweinherstellung beteiligt war – der Méthode champenoise, dem Verfahren der Flaschengärung.
Sie ist besonders dickwandig und hat einen stark gewölbten Boden, um dem Druck der Kohlensäure des Champagners standzuhalten.
Von Mini bis XXL – Flaschengrößen
Die Standardgröße enthält – wie schon erwähnt – auf Grund der EU-Norm 0,75 l Wein. In der Schweiz sind manchmal noch 0,7 l-Flaschen anzutreffen, was vor der EU-Regelung übrigens die gewöhnliche Größe in Deutschland war. Relativ geläufig sind auch Magnum- und Doppelmagnumflaschen mit 1,5 l bzw 3 l Inhalt.
Für Weine der unteren Qualitätstufen treten vermehrt 1 l-Flaschen auf, die aber keinen besonderen Namen tragen. Ein weiterer Standard ist der Piccolo für Schaumweine, der 0,25 l enthält.
Manche Qualitätswinzer gehen seit einigen Jahren dazu über, ihre besten Weine in so genannten Einzelportionen abzufüllen. Diese entsprechen einer halben Standardflasche und fassen 0,375 l.
Weinkenner wissen, dass große Weine, die ihre Reife erst nach längerer Lagerung entwickeln – etwa Bordeaux, Burgunder, Barolo – umso besser aufgehoben sind, je größer die Flasche ist.
In diesen ist das Verhältnis von Wein zu Luft bzw. Sauerstoff geringer. Dadurch wird der Reifeprozess verzögert und die Lagerfähigkeit deutlich verlängert. Häufig tragen diese Flaschen Namen aus der Bibel wie Jeroboam, Methusalem oder Nebukadnezar. Sie sind im gewöhnlichen Weinhandel kaum anzutreffen, sondern nur direkt beim Erzeuger zu beziehen.
Die folgende Liste zeigt zum Abschluss die unter Liebhabern bekanntesten Größen auf einen Blick:
- Piccolo oder Viertel – 0.25 l
- Halbe Flasche/Fillette/Demi/Half/Drei-Achteli – 0.375 l
- Normalflasche – 0.75 l
- Magnum – 1.5 l
- Doppel-Magnum – 3 l
- Jeroboam (Bordeaux) oder Rehoboam (Burgunder, Champagner) – 5 l
- Imperiale (Bordeaux) – 6 l
- Methusalem (Burgunder, Champagner) – 6 l
- Salmanasar (Burgunder, Champagner) – 9 l
- Balthasar (Burgunder, Champagner) – 12 l
- Nebukadnezar (Champagner, vereinzelt Burgunder) – 15 l
- Goliath oder Melchior – 18 l
- Solomon – 20 l
- Sovereign – 25, 26 oder 50 l
- Melchisedech (Champagner) – 30 l