Ist alkoholfreier Wein eine gute Alternative oder eher ein No-Go?

Alkoholfreies Bier, alkoholfreie, sogenannte „virgin“ Cocktails und auch alkoholfreier Sekt sind seit einiger Zeit beliebte Alternativen zu ihren alkoholischen Vorbildern. Während der Griff zu diesen Trend-Getränken inzwischen fast selbstverständlich ist, muss alkoholfreier Wein sich oft noch argwöhnisch als Traubensaft belächeln lassen.
Der bewusste Verzicht auf Alkohol sowie der damit verbunden deutlich geringere Kaloriengehalt ohne den Verzicht auf den besonders gesellschaftlichen Aspekt von Genussmitteln, motivieren immer mehr Kunden zur Wahl der alkoholfreien Varianten.
Alkoholreie Getränke: der Renner in Getränkemärkten
Sind die genannten alkoholfreien Getränke mittlerweile fester Bestandteil eines weit verbreiteten Angebots, führt alkoholfreier Wein bisher weitestgehend ein Schattendasein. Auch wenn er sich hinsichtlich seiner Herstellung nicht von den meisten alkoholfreien Bieren oder alkoholfreiem Sekt unterscheidet, sind die Auswirkungen der Entziehung des Alkohols beim Wein offenbar bestimmender.
- kein Alkoholgehalt heißt nicht immer komplett Alkoholfrei
- alkoholfreie Weine sind eine gute Alternative für jeden Tag
- kaufen in gut sortieren Märkten oder Online
Der Alkohol kann klassisch gekeltertem Wein durch verschiedene Methoden fast vollständig entzogen werden: durch die sogenannte Umkehrosmose, eine Filtermethode auf molekularer Ebene, durch sogenannte Dünnschichtverdampfung, welche sich den Umstand zu Nutze macht, dass Alkohol bereits bei einer Temperatur von knapp 80° Celsius verdampft und schließlich durch die neueste, effektivste, schonendste und dadurch beliebteste Methode, der Entalkoholisierung mittels Vakuum.
„Alkoholfreiheit“ dank Vakuummethodik
Auch wenn durch die Vakuummethode theoretisch eine vollständige Entalkoholisierung der Weiß- und Rotweine möglich wäre, wird der Alkoholgehalt aus Gründen des Geschmackes des Endproduktes bei etwa 0,2% vol. belassen. Die Grenze für als alkoholfrei bezeichnete Getränke liegt laut Gesetzgeber bei 0,5% vol., die 0,2% vol. alkoholfreien Weines, liegen unterhalb des natürlichen Alkoholgehaltes alltäglicher Lebensmittel wie zum Beispiel Roggenbrot oder Kefir.
Während die auf Filterung oder Erhitzung basierenden Methoden deutliche Auswirkungen auf Aroma und Geschmack des so erzeugten alkoholfreien Weines haben, ist die Vakuummethode weitestgehend ohne Einfluss auf das Endprodukt.
Bei der Filterung wird destillierter Wein als Hilfsmittel eingesetzt, bei der Erhitzung werden Mengenverluste durch Traubensaft ersetzt, beides kann sich auf den Geschmack und das Aroma auswirken. Dahingegen werden bei der Vakuummethode nur geringste Bestandteile des Aromas mit dem Alkohol entzogen, die jedoch durch besondere Verfahren zurückgeführt werden können.
Da es sich bei alkoholfreiem Wein formal um ein Lebensmittel handelt, welches somit dem Lebensmittel- und nicht dem Weingesetz unterliegt, gilt es jedoch zu beachten, welche Zusatzstoffe, wie zum Beispiel Zucker oder Ascorbinsäure als Konservierungsstoff hinzugefügt sein könnten, was im Gegensatz zum klassischen Wein auf dem Flaschenetikett angegeben sein muss und sich gegebenenfalls auf den Geschmack auswirken kann.
Trinken, Genießen und doch Auto fahren dürfen
So sehr sich die Methoden der Entalkoholisierung der verschiedenen alkoholfreien Getränke gleichen, so sehr unterscheiden sich Bier-, Cocktail- und auch Sekttrinker vom „klassischen“ Weintrinker. Greift der Autofahrer heute selbstverständlich in feierlicher Runde zum Glas mit alkoholfreiem Sekt und zählt das alkoholfreie Weizenbier inzwischen auch als isotonisches Getränk nach dem Sport, ist der alkoholfreie Wein für passionierte Weintrinker nach wie vor meist ein Tabuthema.
Auch wenn der Rausch hier sicher nicht im Vordergrund steht, gilt der Alkohol doch als fester Bestandteil und unverzichtbares weil geschmacksgebendes Merkmal des Weines. Versuche einer objektiven Gegenüberstellung alkoholhaltiger und alkoholfreier Weine, soweit diese bei der Vielfältigkeit des Themas Wein überhaupt möglich und notwendig ist, zeigen jedoch, dass alkoholfreier Wein in Geschmack und Aroma durchaus überzeugen kann.
Das Thema alkoholfreier Wein wird entsprechend des Engagements und des Umfangs des Themas Wein sehr kontrovers diskutiert. Ob sich überzeugte Weinkenner vom Geschmack eines alkoholfreien Weines überzeugen lassen, ist zumeist fraglich. Nichtsdestotrotz ist alkoholfreier Wein gerade für Gelegenheitsweintrinker eine interessante Alternative und Ergänzung.
Mit gutem Gewissen zum Essen ein Glas Weißwein, in gemütlicher Runde ein oder zwei Gläschen Rotwein und trotzdem mit dem Auto nach Hause, ohne Angst um den Führerschein oder vor dem Wecker am nächsten Morgen? Mit alkoholfreiem Wein ist das möglich, geschmacklich sicher keine schlechtere Wahl und zudem noch die passende Entscheidung für die schlanke Linie.
Auf jeden Fall ist alkoholfreier Wein den Versuch wert. Versuch macht klug und so möchten wir an dieser Stelle einen persönlichen Test unbedingt empfehlen!