Der Ursprung von Wein – eine kleine Reise durch die Geschichte des flüssigen Genusses

Ein guter Tropfen, der Rebensaft für besondere Momente, das Getränk zum Genießen, Feinschmeckers flüssiger Liebling – für Wein gibt es eine Vielzahl an Umschreibungen und Formulierungen. Und das hat seinen guten Grund. Wenn Sie einen edlen Tropfen bevorzugen, die ansprechende Geruchsnote beim Öffnen einer Flasche lieben, die fein aufeinander abgestimmten Aromen genießen, dann sind Sie ein echter Liebhaber des Rebensaftes.
Und da echte Leidenschaft immer mit einer guten Portion Hintergrundwissen verbunden ist, haben Sie sich sicher schon einmal gefragt, wo der Wein seinen Ursprung hat.
- Woher kommt der Wein?
- Wann wurden die ersten Weinreben kultiviert?
- Und welche Region, welches Volk gilt eigentlich als Entdecker des Weines?
Lassen Sie sich entführen in eine längst vergangene Zeit und erfahren Sie Wissenswertes rund um die Geschichte des Weines. Einfach zurücklehnen und lesen – am besten bei einem guten Glas Wein.
Wie alles begann
So alt wie die Menschheit selbst? Für den Ursprung des Weines gilt das nicht – Rebengewächse gab es schon lange vor den ersten Menschen.
Wenn Sie einen Blick in die Anfänge des Weinbaus werfen wollen, dann müssen Sie eine sehr lange Zeitreise in die Vergangenheit wagen. Fruchtbare Böden waren die Voraussetzung für das Gedeihen von Pflanzen, wie den Weinbeeren.
Und hier beginnt die Geschichte vor ca. 250 Millionen Jahren. Aufgrund von Verwitterungen entwickelte sich eine landschaftliche Kultur, die bis heute als Grundlage für das Ermöglichen des Weinanbaus gilt.
Wissenschaftliche Forschungen aus der Tertiärzeit ergaben 40 fossile Rückstände von Rebsorten. Gefunden bereits vor ca. 60 – 1 Mio. Jahren in Nordamerika, Asien und auch in Europa.
Das Getränk der Götter
Dyonisos und Bacchus – die weltweit bekannten Götter der Griechen und Römer gelten auch heute noch als Sinnbilder für den als überirdisch gesehenen Genuss des Weines.
Der edle Saft der Reben war eine Kostbarkeit, kein einfaches Getränk, den Göttern des flüssigen Juwels wurde regelrecht gehuldigt. Der Genuss von Wein spielte auch in anderen Kulturen eine sehr bedeutende Rolle. Der Gedanke den Verstorbenen unverzichtbare Güter für die Existenz im Jenseits mitzugeben, findet sich beim Thema Wein wieder.
Wein wurde häufig als Grabbeigabe verwendet, er galt auch als Symbol für das Blut, das im Kampf gegen die nahezu übermächtigen Götter vergossen wurde.
Die Anfänge der kultivierten Rebenzucht
Die Weinrebe gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Um hier den Kreis zur frühesten Weinerzeugung zu schließen, konzentrierten sich Archäologen auf frühe Funde von Traubenkernen.
Immer dort, wo sich eine größere Ansammlung der Kerne nachweisen ließ, wird davon ausgegangen, dass eine Weinerzeugung stattgefunden hat. Als bedeutender und vielleicht ältester Fundort gilt Catal Hüyük in der Türkei. Aber auch Ausgrabungen in Jordanien, Lybien und Syrien bestätigen wissenschaftliche Forschungen, dass ein Kultivieren der Reben bereits in der Steinzeit um 8000 v. Chr. stattgefunden hat.
Aufsehenerregende Entdeckungen in den Höhlen von Lascaux, der Behausung der steinzeitlichen Cro-Magnon-Menschen im französischen Midi, gaben weitere Hinweise auf ein sehr frühes Wissen über Weinkelterung.
Das Keltern – die Herstellung von Wein
Vitis Vinifera, das ist der botanische Name für kultivierte Reben. Diese Nutzpflanzen sind das Ergebnis eines Ausleseprozesses, der Jahrtausende von Jahren alt ist. Vom Sammeln der Früchte und dem einfachen Genießen als zusätzliches Nahrungsmittel, bis hin zur Verarbeitung zu alkoholartigen Getränken, ist sehr viel Zeit vergangen. Das, was heute unter dem Begriff Keltern bekannt ist, beschreibt genau den Prozess der damaligen Veredelung von geeigneten Wildreben. Ein kleiner Blick in die Herstellung von Wein zeigt, wie viel Mühe und Muskelkraft nötig war, um den edlen Tropfen herzustellen.
Der Begriff „Keltern“ kommt aus dem Lateinischen calcare, was so viel bedeutet wie „mit den Füßen treten“. Und das beschreibt ziemlich genau den Herstellungsprozess der Weinerzeugung. Das Pressen der Weintrauben wurde in geeigneten Behältern mit den Füßen erledigt. Und hier fand im Laufe der Jahrhunderte bereits eine Art von Optimierung statt. Das pure Pressen der Früchte erwies sich als weniger effizient, als das Verarbeiten von Maische. Die Maische ist die zerkleinerte Form der Früchte. Eine bereits vorbereitete Anzahl von Weintrauben wurde zum anschließenden Pressen in Holzbehälter gefüllt – das Ergebnis war nicht nur mehr und besserer Traubensaft, auch die Arbeitserleichterung ermöglichte einen deutlich höheren Ausstoß an Traubensaft.
Das Stampfen der Maische mit den Füßen ist ein Herstellungsprozess, der über Jahrhunderte praktiziert wurde. Findige Weinproduzenten fanden dennoch Möglichkeiten, die Herstellung von Wein bestmöglich zu optimieren. Um den Prozess zu beschleunigen und die Menge des Saftes zu steigern, verwendeten schon die Römer sogenannte Kelterbäume oder Baumkeltern. Hier handelt es sich um Hebelpressen, die aus Holz hergestellt wurden. Im Gegensatz zu heute waren damals noch mehrere Personen beim einzelnen Herstellungsprozess erforderlich – die Kelterknechte. Mit einem schweren Stein, der auf den Boden des Kelterbaums gesenkt wurde, begann der Verarbeitungsvorgang. Die Kelterknechte verteilten anschließend die Trauben auf dem sogenannten Presstisch, beschwerten die Maische mit hölzernen Balken und ließen den Traubensaft laufen. Ein ganz besonderer Genuss war hier der sogenannte Vorlauf, Traubensaft, der bereits ohne Druck in die bereitgestellten Behälter floss.
Keltern im geschützten Raum
Die historischen Baumkeltern lassen sich bis in das 14. Jahrhundert verfolgen. Wissenschaftler vermuten, dass sich die ersten Orte zur Herstellung von Wein noch im Freien befanden. Spätestens in der Frühen Neuzeit begannen die Menschen jedoch mit der Errichtung von speziellen Gebäuden. Das hatte den Zweck, die Trauben vor kalter und allzu nasser Witterung zu schützen und die Produktion wetterunabhängig betreiben zu können.
Wenn Sie Interesse an spannenden, historischen Einblicken in die Geschichte der Weinproduktion haben, dann können Sie zum Beispiel das Weinbaumuseum Metzingen in Baden-Württemberg besuchen. Hier gibt es unter andrem einen ein Kelterbaum von 1655 zu besichtigen. Interessant ist auch die Tatsache, dass das Keltern mit Kelterbäumen noch bis in die 1960er Jahre benutzt wurde.
Danach wurden die historischen Pressen durch Modelle ersetzt, die auf elektronischer Basis funktionieren. Der Abbau der alten Anlagen führte dazu, dass nur noch wenige Baumkeltern erhalten sind – sie gelten heute als historische Kulturdenkmale.
Wein – Genuss für die Ewigkeit
Die Geschichte des Weins zeigt, dass der edle Traubensaft über Jahrtausende hinweg eine wichtige Rolle spielte. Mit der fortschreitenden Mechanisierung des Herstellungsprozesses hat sich der Ausstoß des edlen Rebensaftes vervielfältigt.
Geblieben ist der Genuss – ein duftend-aromatisch anregendes Getränk, das zu recht bis heute weltweit zu den beliebtesten Genussmitteln zählt.