Ist alter Wein immer der Bessere?

Ein alter Whiskey gilt als besonders edel, wenn dieser ein paar Jahrzehnte im Fass gereift ist. Auch Weine gelten im Volksmund als wert- und geschmackvoll, wenn diese einige Jahre gelagert haben. Doch nicht alle Weine eignen sich für die Veredlung im eigenen Keller. Einige Sorten werden sauer oder schmecken muffig.
Wie kommt es zu diesen negativen Alterungserscheinungen und woran kann festgelegt werden, welcher Wein wie lange im Keller liegen darf und welcher lieber doch gleich genüsslich eingenommen werden sollte?
Überhaupt: Ist alter Wein besser?
Auf die Sorte kommt es an
Die Annahme Wein werde mit dem Alter immer besser ist falsch. Die Rebsorte und die weitere Verarbeitung spielt eine entscheidende Roll dafür, ob die Qualität zunimmt oder der Wein einfach nur altert und verfällt.
Der chemische Prozess der Alterung ist noch aufwändiger als der Gährungsvorgang. Zu den verschiedenen Prozessen gehört die Umformung einiger Alkoholmoleküle, der Wandel der Farb- und Gerbstoffe spielen neben weiteren Vorgängen die größte Rolle.
Weißweine nur wenige Jahre genießbar
Für Weißwein sieht es mit der Lagerung schlecht aus. Um das klare erfrischende Getränk wirklich genießen zu können, sollten nur zwei bis maximal drei Jahre ins Land gehen.
Die Ausnahme stellen besonders fruchtige Sorten wie Eisweine und Sorten aus der Trockenbeerenlese dar. Ein guter trockener Riesling kann auch einige Jahre in der Flasche lagern und an Geschmack gewinnen.
Anders beim Rotwein
Bei der Lagerung von Rotwein ergeben sich mehr Möglichkeiten die Flaschen lange im verschlossenen Zustand „anzusehen“ – etwa gelegen in einer dekorativen Holzkiste.
Brunello, Dornfelder oder ein Bordeaux eignen sich bestens. Ein besonders wichtiger Faktor ist der Tannin-Gehalt eines Weines. Ist dieser hoch können es auch einige Jahrzehnte sein, bis er den optimalen Geschmack überhaupt erst entwickelt hat.
Vor kurzem wurde sogar alter Rotwein in einem Schiffswrack gefunden – dort war er seit über 100 Jahren gelagert und dennoch genießbar!
Die richtige Lagerung als Faktor
Auch die Lagerung ist ein Feld, auf dem viele Fehler gemacht werden können. Um den Wein wirklich artgerecht Altern zu lassen, sind einige Bedingungen zu erfüllen.
Zum einen gilt ein kühler Keller mit Temperaturen von ca 8 bis 12 C° für eine lange Lagerung als optimal.
Für Weine, welche nur zwei Jahre reifen dürfen, darf es auch etwas wärmer sein. Zu hohe Temperaturen begünstigen, dass der Korken bei der Lagerung Schimmel ansetzt. Kurz vor der Verkostung werden die Flaschen so oder so im Idealfall noch im Weinkühlschrank zwischengelagert.
Auch Licht sollte vermeiden werden. Die UV-Strahlen haben eine negative Auswirkung auf den Inhalt der Flaschen, man könnte sagen, dass das Licht einige Bestandteile zersetzt.
Die richtige Luftfeuchtigkeit sollt ebei bis zu 70 % liegen. Wer die Flaschen so lagert darf sich nicht wundern, wenn die Etiketten etwas Schimmel ansetzen. Der Korken ist recht robust, sofern die Temperatur stimmt.
Die hohe Luftfeuchtigkeit ist sogar wichtig, dass der Korken nicht austrocknet und Luft durch die kleinen Öffnungen lässt. Dies wäre das schnelle Ende des Geschmacks.
Experten streiten, ob Weinflaschen liegend oder stehend gelagert werden sollten. Einige Studien sprechen sich für eine stehende Lagerung aus, traditionell werden die Flaschen liegend gelagert, um den Korken auch von Innen feucht halten zu können.
Wenn alle Stricke reißen
Auch wenn die Sorte stimmen, bei der Lagerung alles beachtet wurde, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Dunkelheit permanent die richtigen waren. In diesem Fall lag ein Fehler oft schon in der Produktion der Maische oder beim Abfüllen des Weines.
Auch die so genannte Korkmotte kann ein säuerliches Ende bedeuten, da diese dem luftdichten Verschluss unbrauchbar macht.
In diesem Fall kann niemand mehr etwas tun, da vor dem Lieferanten oder Hersteller eine korrekte Lagerung nicht nachgewiesen werden kann.
Der Verschluss spielt eine maßgebliche Rolle, viele Experten sprechen sich darum für Kunststoffkorken und Schraubverschlüsse aus.
Unser – alter Wein, guter Wein Fazit
Der chauvinistische Vergleich, Männer altern wie ein guter Wein, verspricht also nicht zu viel positives.
Das beste Alter ist abhängig von der oder den verwendeten Rebsorten, der Süße und dem Tanningehalt spielen eine Rolle.
Einige Sorten schmecken nach vier bis fünf Jahren am besten, während andere ihren Geschmack erst nach einem Jahr Reifung im Fass und mehr als zwanzig Jahren in der Flasche erreicht haben.